"Da kann man treten wie man will. Raus ist gleich raus"

24.06.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Friederike Willoughby ist für das REA Card Team TuS
Griesheim am kommenden Sonntag (28. Juni) beim Zwift-Radrennen dabei, zugleich
der Start in die Saison der 1. Bitburger 0,0%…

Frederike_N

Friederike Willoughby ist für das REA Card Team TuS Griesheim am kommenden Sonntag (28. Juni) beim Zwift-Radrennen dabei, zugleich der Start in die Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Wir haben mit ihr über Brötchen mit Honig und Ausruhen bei 100 Watt gesprochen und sie hat uns erzählt, wie es sich anfühlt, einen Kilometer vor dem Ziel abgehängt zu werden.

Friederike, seit wann bist du bei Zwift dabei?

Ich bin noch nicht so lange dabei. Seit November des vergangenen Jahres habe ich einen Smarttrainer. Davor habe ich mit einer normalen Rolle trainiert. Ich habe über den Winter einige Trainingseinheiten auf Zwift gemacht und bin dann sechs Rennen der ZTSxPaceheads-Zwift-Serie mitgefahren. Es waren die ersten Rennen, die ich auf Zwift absolviert habe. Es hat echt Spaß gemacht und war eine coole Sache. Dementsprechend freue ich mich nun auf das Zwift-Radrennen der Bundesliga.

Wie hast du deine ersten Zwift-Radrennen erlebt?

Die Dynamik des Rennens ist eine ganz andere im Vergleich zu einem „normalen“ Wettkampf. Man muss vor dem Start sprinten, man muss zu Beginn des Rennens sprinten, sonst ist man ganz schnell abgehängt. Und man muss sich daran gewöhnen, dass es, wenn man beschleunigt, einen Moment dauert, bis man auch wirklich schneller wird. Das dauert einfach fünf Sekunden länger als in Realität. Und der Windschatteneffekt ist ein ganz anderer.

Wie wirkt sich das aus?

In einem normalen Rennen kann man am Ende des Feldes auch mal mitrollen, wenn man nur eine Leistung von 100 Watt tritt. Bei virtuellen Rennen muss man mehr dafür investieren. Und wenn man einmal aus der Gruppe rausgeflogen ist, hat man eigentlich keine Chance mehr, wieder reinzufahren. Da kann man treten wie man will. Raus ist gleich raus.

Bei einem der Rennen der ZTSxPaceheads-Zwift-Serie bist du Fünfte geworden.

Da war sogar mehr möglich. Einen Kilometer vor dem Ziel gab es einen Anstieg. Da bin ich abgehängt worden. Das war natürlich super ärgerlich. Ich bin in einigen Rennen plötzlich alleine rumgefahren. Man muss höllisch aufpassen, rechtzeitig antizipieren, frühzeitig antreten. Gelingt das nicht, fahren einem die anderen einfach immer weiter weg. Irgendwo hinter einem ist dann die nächste Gruppe. Man fragt sich dann: Soll ich weiter meinen Stiefel treten oder soll ich mich zurückfallen lassen? Ich denke mir dann aber immer: Es geht bei einem virtuellen Radrennen nicht nur um Platz eins, es geht auch darum, sich richtig auszupowern.

Wie fühlt es sich an, Rennen zu Hause zu fahren?

Es ist schwieriger, in Rennstimmung zu kommen. Ich mache mir dann immer Musik an, die mich pusht und motiviert, mache ein richtiges Warm-up und nehme mein Wettkampffrühstück zu mir, um einen Wettkampf bestmöglich zu simulieren. Außerdem sage ich Freunden und Bekannten Bescheid, dass sie den Livestream schauen soll. Wenn ich weiß, dass Leute extra wegen mir zuschauen, spornt mich das an, mich nicht zu blamieren.

Du hast dein Wettkampffrühstück angesprochen. Ist das etwas Besonderes?

Das ist eigentlich nichts Besonderes: ein Brötchen mit Butter und Honig. Das gibt mir Energie. Ansonsten frühstücke ich eher andere Sachen.

Wie ist es für dich während des Zwift-Radrennens?

Ich habe immer gerne jemanden dabei, der mich unterstützt. Es ist zum Beispiel schwierig, wenn einem an den Fingern die Schweißtropfen herunterlaufen, den Power-up zu drücken. Außerdem bin ich immer froh, wenn ich Unterstützung in taktischen Fragen habe.

Manche Athleten haben vor einem Rennen gerne ihre Teamkollegen um sich. So etwas ist bei Radrennen im Wohnzimmer nicht möglich.

Ich bin vor Rennen immer sehr aufgeregt und deshalb am liebsten alleine. Ich habe daher lieber eine ruhige Atmosphäre, als zu viel Trubel. Das ist für meine Wettkampfaufregung besser.

Vermisst du das Zusammensein mit deinen Mannschaftskolleginnen also nicht?

Doch, den persönlichen Austausch über das Rennen vermisse ich schon. Das fehlt mir, das ist bei den virtuellen Rennen nur vorher und anschließend über Whats-App-Nachrichten möglich. Ich finde es immer cool, Wettkämpfe als Team zu bestreiten. Da gibt man auch immer noch einmal mehr.

Was ist dein Ziel für Sonntag?

Die Top 20 will ich auf jeden Fall erreichen, an einem guten Tag sollte auch einen Rang unter den Top Ten möglich sein. Ich will auf jeden Fall ein Ergebnis erreichen, auf das ich stolz sein kann.

Das Zwift-Radrennen findet am 28. Juni ab 10 Uhr statt. Ihr könnt es im Livestream auf www.triathlonbundesliga.de verfolgen.