Helmut Kroner: der Mann, der Lothar Leder das Rad reparieren half

Sie werkeln zumeist im Hintergrund, stecken aber unzählige Stunden in ihre Leidenschaft und sind ein wichtiger Bestandteil des Triathlonsports: Die Ehrenamtlichen. In einer Serie stellen wir im Triathlon ehrenamtlich Engagierte vor: Heute: Helmut Kroner. Kroner (68) ist seit über drei Jahrzehnten bei den beiden Triathlonveranstaltungen im fränkischen Roth als Helfer aktiv.

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Ich sage immer: Das ist für mich keine Arbeit. Das ist für mich ein Logenplatz.
Helmut Krohner

„Ich könnte Bücher schreiben, über das, was ich im Triathlon erlebt habe“, sagt Helmut Kroner. Und dann fängt der 68-Jährige an zu erzählen. Er erzählt die Geschichte, als Lothar Leder beim Langdistanzrennen in Roth, damals noch nicht unter dem Label von Challenge, sondern von Ironman, einen Platten hatte, als er sein Rad in die Wechselzone eincheckte. Leder und Kroner reparierten kurz vor dem Start das Rad gemeinsam. Anschließend fuhr Leder Radbestzeit.

Er erzählt die Geschichte, als es Dietmar Schuster, Abteilungsleiter des SC Roth, 1996 gelang, Joe Kelly, Mitglied der berühmten Kelly-Family und mittlerweile Extremsportler, zum Start beim Rothsee-Triathlon zu bewegen. Es war der Startpunkt Kellys in seine Triathlonkarriere.

Und er erzählt die Geschichte, wie sie in den Anfangszeiten des Rothsee-Triathlons Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre, um Fahrradständer für die Wechselzone zu haben, die Radständer auf dem Schulgelände abschraubten, für den Wettkampf nutzten und anschließend wieder zurück aufs Schulgelände brachten.

Nun, ab dem kommenden Jahr, wird Kroner etwas kürzer treten. Er wird weiterhin bei dem DATEV Challenge Roth in der Wechselzone auf die Räder der Topathleten aufpassen – wie er es schon seit 20 Jahren tut. Er wird auch dem Rothsee-Triathon als Helfer erhalten bleiben. Aber er wird sein Amt im Organisationsteam abgeben. Bislang ist er dafür verantwortlich, dass alle, die am Wettkampftag Strom benötigen, auch Strom haben: die Küche, der Moderator, die Hüpfburg.

„Wenn es nicht so viel Spaß machen würde, würde ich es nicht schon so lange machen“, sagt Kroner. Aber nun, mit Ende 60, will er, dass Jüngere in die Verantwortung treten. Es folgt der einzige Moment in einem knapp einstündigen Gespräch, in dem Kroner richtig nachdenklich wird. Er spricht nun über die allgemein abnehmende Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. Darüber, dass vor allem junge Leute wenig Verständnis für die Wichtigkeit solcher ehrenamtlichen Aufgaben haben.

Zum Triathlon hat Kroner fast schon durch Zufall gefunden. Bei einem Sommerfest der Fußball-Abteilung des TSV Roth, wo seine beiden Söhne aktiv waren, machte ihn jemand auf das Triathlontraining des SC Roth aufmerksam. Das sei gut für Kinder, um Schwimmen zu lernen. Also schickte Kroner seine Söhne ins Triathlontraining. Und unterstützte von Beginn an die Triathlon-Veranstaltungen in Roth als Helfer. Beim Rothsee-Triathlon ist er seit der ersten Veranstaltung 1989 dabei. Beim DATEV Challenge Roth und dessen Vorgängerveranstaltungen dem Ironman gehört er seit Jahren zum zuverlässigen Helferstamm.

Ein Gespräch mit Helmut Kroner ist nicht nur ein Eintauchen in tolle Geschichten (vermutlich könnte er wirklich ein Buch schreiben) und in die Anfangsjahre des Triathlons mit diesem speziellen Flair. Ein Gespräch mit Helmut Kroner zeigt einem auch auf, was für einen erfolgreichen Ablauf einer Triathlonveranstaltung alles getan werden muss – und wieviel Zeit dies in Anspruch nimmt.

Wenn man wie Kroner, Elektroniker von Beruf, dafür verantwortlich ist, dass beim Rothsee-Triathlon alle Kabel verlegt sind und alles Wichtige mit Strom versorgt ist, dann fängt man drei Tage vor dem Event an und ist mit dem letzten Zieleinlauf noch lange nicht fertig. Es ist Arbeit für eine Woche. Man karrt alles Mögliche heran - zumindest bevor es ein Lagerhaus für das ganze Material auf dem Vereinsgelände gab und verlegt es. Und trotz Bühnenprogramm am Vorabend des Rennens bis 23 Uhr muss bis zum nächsten Morgen die Anlage zum Schwimmstart gebracht und aufgebaut sein. Auch während der Wettkämpfe ist meistens keine Zeit zum Ausruhen. Irgendetwas passiert immer. „Wenn die Hüpfburg langsam an Luft verliert, weiß ich schon: In der Küche ist wieder eine Sicherung rausgeflogen und mache mich gleich auf den Weg“, erzählt Kroner.

Kroner hat in mittlerweile über 30 Jahren im Ehrenamt viel Spaß gehabt, viele Freundschaften geschlossen, die noch heute bestehen, tolle Menschen kennengelernt – zum Beispiel Dirk Bockel, der nach seinem Sieg beim DATEV Challenge Roth den Helfern per Handschlag („Ein Gänsehautmoment“) dankte. „Man macht es. Oder man macht es nicht“, begründet Kroner seine Motivation im Ehrenamt. Er sagt, dass ihm die Arbeit im Ehrenamt oftmals gar nicht wie Arbeit vorkommt. Zum Beispiel wenn er während des Eincheckens auf die Räder der Stars aufpasst. Nicht wie ein Polizist, sondern dezent im Hintergrund stehend, aber immer für die Topathleten da, wenn sie Hilfe benötigen. „Ich sage immer: Das ist für mich keine Arbeit. Das ist für mich ein Logenplatz.“

Du kennst auch jemanden, der sich ehrenamtlich im Triathlon engagiert oder bist selbst seit Jahren dabei und hast vielleicht sogar tolle Geschichten und Anekdoten zu erzählen? Dann schreibt eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Vielleicht erscheint dann über denjenigen/diejenige oder dich bald auf unserer Webseite eine Geschichte.