Mein erster Triathlon (27): Reinhold Häußlein

Wie war das noch damals? Wie ging es los? In unserer Serie „Mein erster Triathlon“ erzählen Profisportler, Altersklassen-Athleten oder Menschen, die beruflich mit Triathlon zu tun haben, von ihren Anfängen im Ausdauerdreikampf. Heute: Reinhold Häußlein, Vizepräsident Leistungssport der Deutschen Triathlon Union. Häußlein erlebte die Anfangsjahre des Triathlons, inklusive toller Anekdoten, als Athlet mit. Seit 30 Jahren begleitet er den Sport als Funktionär.

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Ich war schon immer ein Naturliebhaber. Deshalb hat mich Triathlon auch von Anfang an so begeistert. Man kann immer im Freien trainieren. Ich habe vorher auch andere Sportarten ausprobiert: Surfen oder Tennis zum Beispiel. Aber keine Sportart hat mich derart in ihren Bann gezogen wie der Triathlon.
Reinhold Häußlein

Ich war bei einigen der ersten Triathlon-Wettkämpfe in Deutschland dabei. Und ich kann euch sagen: Das war eine andere Zeit. Eine ganz andere Zeit. Das Einchecken in die Wechselzone, wie ihr es heute kennt, gab es damals nicht. Natürlich haben wir irgendwo unser Fahrrad abgestellt. Aber die Betonung liegt auf irgendwo. Der erste Athlet, der auf den Sportplatz kam, hat sich einen Platz ausgesucht. Und der nächste hat sein Rad daneben gestellt. Oder wo ganz anders hin.

Es gab auch keinen Startschuss zu Beginn des Wettkampfes. Irgendjemand hat gepfiffen, wenn es losgehen sollte. Aber zu diesem Zeitpunkt ist meistens ein Teil der Athleten schon längst losgeschwommen. Und ein anderer Teil stand noch fünf Minuten da und hat mit Zuschauern ein bisschen geplaudert.

Wir haben damals auch zweimal geduscht. Wohlgemerkt: Nicht nach dem Triathlon. Sondern während des Triathlons. Nach dem Schwimmen und nach dem Radfahren. Die Dusche war extra dort aufgebaut, wo sich heute das befindet, was sich Wechselzone nennt. Nach dem Duschen sind wir zu unserem Rad gelaufen und haben uns abgetrocknet. Die Frau oder Freundin hat uns geholfen, in die Klamotten reinzukommen. Das war so halb feucht gar nicht so einfach. Damals hat man sich ja auch nach jeder Disziplin komplett umgezogen. Geschwommen ist man mit einer Badehose, Rad gefahren mit Radklamotten und gelaufen mit Laufklamotten. Neoprenanzüge gab es noch nicht. Einen Einteiler habe ich ein einziges Mal getragen: in meinem letzten Triathlonrennen. Das war Anfang der 1990er Jahre.

Für mich waren das tolle Zeiten. Der Sonntag war im Sommer oftmals der Triathlontag. Da war ansonsten nichts anderes wichtig. Wir haben das Rennen absolviert und anschließend noch zusammengesessen. Egal ob Triathlon oder Laufveranstaltung, wir waren eigentlich immer die gleichen Leute. Wir kannten uns, schätzten uns, hatten Spaß zusammen. Wir waren eine Gemeinschaft. Wenn einer auf der Radstrecke einen Platten hatte, hat man angehalten und ihm geholfen.

Die Radstrecken waren damals nicht für die Triathlon-Wettkämpfe abgesperrt. Da waren auch Familien unterwegs, die ihren Sonntagsausflug gemacht haben. Oder Traktoren. Man hat dann auch mal einen Kilometer lang hinter einem Traktor festgesteckt, bis man überholen konnte. Wir kamen damit klar. Wir kannten es ja auch nicht anders. Ich habe diese Anfangszeiten mit dieser besonderen, dieser lockeren, dieser außergewöhnlichen Atmosphäre sehr genossen.

Zum Triathlon bin ich eigentlich eher durch Zufall gekommen, war aber sofort fasziniert. Mitte der 1980er Jahre saß ich mit Kumpels abends in einer Kneipe. Ein Vereinskollege erzählte vom süddeutschen Ausdauer-Fünfkampf. Der bestand aus fünf Wettkämpfen über mehrere Wochen verteilt: einem Marathonlauf, einem Berglauf, einem Skilanglauf, der Bodenseedurchquerung und einem Triathlon. Klang ziemlich happig. Und genau das forderte uns heraus. Der Triathlon war in Kehl: 1,5 Kilometer Schwimmen, 100 Kilometer Radfahren und 20 Kilometer Laufen.
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Erinnerungen habe ich vor allem noch an die Bodenseedurchquerung. Wir sind im Dunkeln bei 16 Grad Celsius Wassertemperatur losgeschwommen, immer einem Schiff mit einer Lampe hinterher. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sich die ganze Zeit Fische an meinem Unterkörper befinden. Erst später ist mir klar geworden, dass ich durch einen Algenteppich durchgeschwommen bin.

Schwimmen, Radfahren, Laufen: Ich war schon immer ein Naturliebhaber. Deshalb hat mich Triathlon auch von Anfang an so begeistert. Man kann immer im Freien trainieren. Ich habe vorher auch andere Sportarten ausprobiert: Surfen oder Tennis zum Beispiel. Aber keine Sportart hat mich derart in ihren Bann gezogen wie der Triathlon. Deshalb bin ich auch nach rund dreieinhalb Jahrzehnten immer noch dabei.

Du hast auch eine spannende Geschichte, wie du zum Triathlon gekommen bist? Dein erstes Rennen verbindest du mit tollen Erinnerungen, witzigen Momenten oder einer ganz besonderen Anekdote? Deine Geschichte sollten wir unbedingt kennen? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@triathlondeutschland.de. Und vielleicht erscheint hier bald ein Bericht über deinen ersten Triathlon.