"Es war ein Erlebnis, dass ich so nicht mehr erleben möchte"

Annika Koch ist eine von vier deutschen Athlet*innen bei der U23-WM in Edmonton (Kanada). Wir haben mit der 22-Jährigen im Vorfeld ihrer ersten WM über eine Erfahrung, auf die sie gerne verzichtet hätte, ein Eingeständnis und ihre Edmonton-Ziele gesprochen.

Annika Koch
Es waren besondere Erlebnisse für mich
Annika Koch

Annika, du hast im Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Nürnberg dank einer guten Laufleistung Rang fünf belegt. Wie geht man einen Wettkampf mit dem Wissen an, dass die beste Disziplin zum Schluss kommt?

Das kommt auf den Wettkampf an. Generell bin ich sehr froh, dass das Laufen zum Schluss kommt und dass ich im Laufe des Wettkampfes, was die Platzierungen angeht, eher gewinne als verliere. Ich versuche natürlich trotzdem, in jedem Rennen die erste Radgruppe zu erwischen. Klappt das nicht, freue ich mich, dass ich im Laufen noch ein paar Platzierungen gut machen kann.

Wie stolz bist du, bei der U23-WM dabei zu sein?

Sehr stolz. Es ist das erste Mal, dass ich bei einer Weltmeisterschaft starten darf. Ich freue mich riesig.

Du hast dir den Startplatz beim Europacuprennen in Tiszaujvaros gesichert. Die beste deutsche Athletin hat sich dort für Edmonton qualifiziert. Hast du Druck gespürt?

Ich bin nicht mit dem Ziel in den Wettkampf gegangen, mir unbedingt das Ticket holen zu müssen. Meine Devise war: wenn es klappt, dann klappt es. Wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Ich muss aber zugeben, dass ich nach dem Rennen schon sehr glücklich war. Glücklicher, als ich vorher gedacht hätte.

War das auch eine Art Eingeständnis, dass du dir mehr Druck gemacht hast, als du dir selbst eingestehen wolltest?

Das kann sein. Ich habe trotzdem versucht, mich im Vorfeld auf den Wettkampf an sich zu konzentrieren.

Ich habe dich schon zwei Tage vor diesem Interview im Live-Interview nach dem Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Nürnberg nach deinen Zielen für Edmonton gefragt. Wie sehen die mittlerweile aus?

Ich habe einen gesunden Respekt vor dem Rennen, ich bin aber auch schon in Wettbewerben gestartet, in denen die Konkurrenz noch stärker war. Ich denke, dass ich das Zeug dazu habe, vorne dabei zu sein und mich nicht verstecken muss.

Du bist bereits zweimal bei einer U23-EM gestartet. Was hast du von diesen beiden Europameisterschaften mitgenommen?

Es waren besondere Erlebnisse für mich. Bei solchen Rennen geht es vor allem um die Platzierung. Das ist etwas anderes im Vergleich zu Europa- oder Weltcuprennen.

Bei deiner ersten EM, 2018, bist du beim Radfahren aus dem Rennen genommen worden, nachdem du überrundet worden bist. Wie hat sich das angefühlt?

Es war meine erste Olympische Distanz. Ich habe einen schlechten Tag erwischt, war noch nicht bereit dafür. Es war ein Erlebnis, dass ich so nicht mehr erleben möchte. Aber man muss auch sehen, dass ich damals noch in einem ganz anderen Entwicklungsstadium war. Ich war im Kopf noch nicht so stark, habe noch nicht fest am Stützpunkt in Saarbrücken trainiert. Ich habe dadurch viel gelernt und es hat mich stärker gemacht.

Du hattest sicherlich ein bisschen daran zu knabbern?

Auf jeden Fall. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so etwas passiert und hätte auf diese Erfahrung gerne verzichtet.

Was hast du von der EM 2018 mitgenommen?

Dass es keine Schande ist, mal zu scheitern und dass auch solche Erfahrungen einen weiterbringen.

Jenes Rennen 2018 war deine erste Olympische Distanz. Nun folgt in Edmonton deine vierte. Hast du noch Respekt vor der Streckenlänge?

Klar. Aber im Endeffekt ist es auch nur ein Triathlon. Und ich reise mit dem Wissen nach Kanada, dass ich schon eine Olympische Distanz gewonnen habe (beim Asiencup in Aqaba 2019, Anm. d. Red.).