Mein erster Triathlon (6): Kristof Halasz

Wie war das noch damals? Wie ging es los? In unserer Serie „Mein erster Triathlon“ erzählen Profisportler, Altersklassen-Athleten oder Menschen, die beruflich mit Triathlon zu tun haben, von ihren Anfängen im Ausdauerdreikampf. Heute: Kristof Halasz. Für Halasz (31) spielte Sport lange keine große Rolle im Leben. Das änderte sich ausgerechnet, als seine Beine nach einer Operation für ein halbes Jahr gelähmt waren. Danach beginnt er mit dem Triathlon.

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Sie meinten, dass ich das nicht schaffen würde. Ich habe mich davon nicht irritieren lassen, im Gegenteil: es hat mir Kraft gegeben, es ihnen, aber vor allem mir selbst, zu beweisen.
Kristof Halasz
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Zum Einchecken getrampt

Mein erster Triathlon, der KnappenMan 2018 in der Lausitz, unweit von Hoyerswerda, war eine ziemlich abenteuerliche Angelegenheit. Vor allem das Erreichen des Wettkampfortes. Dort ist nämlich das öffentliche Verkehrsnetz nicht gut ausgebaut und ich besitze kein Auto. Zum Einchecken am Vorwettkampftag hat mich eine Bekannte mit dem Auto hingefahren und mein Rad mitgenommen. Zurück musste ich per Anhalter zum nächsten Bahnhof trampen. Aber das klappt in der Lausitz zum Glück ganz gut.

Vor dem Wettkampf war ich nicht nervös, nur sehr aufgeregt. Ich wusste ja nicht, wie es ist, bei einem Wettkampf zu starten und wie das abläuft. Es war nicht nur mein erster Triathlon, sondern der erste sportliche Wettkampf meines Lebens überhaupt. Und trainiert habe ich auch immer nur alleine.
Ging mir nur ums Durchkommen

Was mich sehr überrascht hat – aber ich glaube, da geht es einigen Anfängern so – waren die Zeiten. Ich habe vorher im Training die Zeiten gestoppt, die ich für die einzelnen Disziplinen der Sprintdistanz brauche und diese zusammengerechnet. Das habe ich nicht gemacht, weil ich eine bestimmte Zielzeit erreichen wollte, mir ging es nur ums Durchkommen. Ich wollte vielmehr wissen, ob ich den Triathlon in der vorgegebenen Maximalzeit von zwei Stunden schaffe - oder mich der Besenwagen abholt.

Ich bin jede einzelne Disziplin langsam angegangen und habe mich nicht von den professionelleren Athleten beeindrucken lassen. Die Kräfte habe ich mir offenbar sehr gut eingeteilt, denn ich habe vor allem beim Laufen noch einige Athleten überholt. Am Ende war ich dann viel schneller als im Training. Das hat mich mit Stolz erfüllt.

Nach einer Operation gelähmt

Ich war früher nie der Sportler, habe nicht regelmäßig Sport getrieben. Es sei denn, ungefähr einmal im Monat zählt als regelmäßig. Sport hat mich nie gereizt, weder aktiv, noch als Zuschauer. Ich habe nichts vermisst, war auch ohne Sport glücklich. 2015 hatte ich dann eine Operation, bei der es Komplikationen gab. Als ich wieder aufwachte, konnte ich meine Beine nicht mehr bewegen. Sie waren gelähmt. Kein Arzt konnte mir sagen, ob ich jemals wieder laufen könnte. Das war ein harter Schlag für mich und nur schwer zu akzeptieren.

In den folgenden Tagen und Wochen habe ich etwas häufig verspürt, was ich zuvor nur sehr selten hatte: Bewegungsdrang. Anfangs konnte ich nicht einmal alleine auf die Toilette, später nur mit Schienen einige wackelige Schritte machen. Irgendwann konnte ich dann selbstständig ins Schwimmbad gehen und fing mit dem Schwimmen an. Anfangs war ich fast jeden Tag im Becken. Dieser Zeit bin ich aber sehr dankbar, denn sie hat mir gezeigt, wie wertvoll die alltäglichen und selbstverständlichen Dinge sind.
Es war eine wunderbare Erfahrung, sich zu bewegen

Als ich im Krankenhaus lag, wusste ich nicht, ob ich jemals wieder normal leben kann. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Zum Nachdenken, was ich im Leben brauche und ich habe festgestellt: ich brauche Bewegung. Dazu gehörten zuerst unsichere Gehversuche, bis ich nach mehreren Monaten joggen konnte. Es war eine wunderbare Erfahrung, sich zu bewegen, sich anzustrengen, über die Grenzen zu gehen.

Später kamen neben dem Laufen und dem Schwimmen auch das Radfahren hinzu, da ich mich schnell gelangweilt habe. Irgendwann dachte ich mir: ich schwimme, ich fahre Rad, ich laufe. Das sind ja die drei Disziplinen eines Triathlons. Da hatte ich die Idee, die drei Sportarten zu kombinieren und an einem Triathlon teilzunehmen. Die Menschen in meinem Umfeld waren über meinen plötzlichen sportlichen Ehrgeiz überrascht. Viele haben den Kopf geschüttelt - oder mich belächelt. Sie meinten, dass ich das nicht schaffen würde. Ich habe mich davon nicht irritieren lassen, im Gegenteil: es hat mir Kraft gegeben, es ihnen, aber vor allem mir selbst, zu beweisen.

Auch wenn ich 2019 nicht bei einem Triathlon gestartet bin, war ich aktiv dabei. Ich habe die Ausbildung zum Kampfrichter gemacht und war bereits bei mehreren Wettkämpfen im Einsatz.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.