"Für mich war es jedenfalls ziemlich hart"

Kjell Arved Brandt absolvierte 2023 seine erste richtige Triathlon-Saison - und was für eine. In der Jugend A war der Sachse der überragende deutsche Athlet. Wir haben mit dem 17-Jährigen über unerwartete Erfolge, große Ziele und eine Liebe, die er nicht ganz aufgeben musste, gesprochen.

2023 Jugendcup Goch Kjell Brandt

Kjell, deinen ersten Triathlon hast du im Sommer 2022 beim KondiusMan in Berlin absolviert, dein zweiter Wettkampf war dann ein knappes Jahr später im Rahmen der Deutschen Meisterschaften Duathlon, die du in deiner Altersklasse gewonnen hast. Warst du selbst überrascht?

Ich konnte vor den Deutschen Meisterschaften nicht einschätzen, was möglich ist. Ich wusste nicht, was die Konkurrenz drauf hat, wusste nicht, was ich drauf habe. Ich hatte ja kaum Erfahrung, wie es sich anfühlt, zu laufen, nachdem ich zuvor schon Rad gefahren bin. Meine Konkurrenten wusste ja viel besser, wie anstrengend das sein würde.

Den Ergebnissen nach anstrengender als für dich.

Das weiß ich nicht. Für mich war es jedenfalls ziemlich hart. Und ich war sehr überrascht, zu gewinnen.

Was hast du nach dem Titelgewinn empfunden?

Sehr viel Glück und große Freude. Ich habe in einem knappen Jahrzehnt als Schwimmer nicht viel gerissen. Dann in einer anderen Sportart einen Neustart zu wagen und sehr schnell ganz oben zu stehen, ist schon eine feine Sache.

Kjell über seine Erfolge 2023

Interview Kjell Brandt

Es folgten im Saisonverlauf 2023 drei Siege beim DTU Jugendcup inklusive dem DM-Titel.

Damit habe ich trotz des Titelgewinns im Duathlon nicht gerechnet. Ich musste und muss ja noch viel lernen, habe noch wenig Erfahrung. In Forst (der erste DTU Jugendcup der Saison, Anm. d. Red.) war ich zum Beispiel froh, dass ich nicht aus der Radgruppe geflogen bin. Erst beim Laufen habe ich gemerkt, dass ich eine Chance habe, das Rennen zu gewinnen.

Als Neuling warst du der Überflieger in der Jugend A 2023. Wann hast du begriffen, was du geleistet hast?

Es hat lange gedauert, die Erfolge zu verarbeiten. Erst als ich die Ausstattung für den Nachwuchskader 1 von der Deutschen Triathlon Union erhalten habe, ist mir so langsam klar geworden, was ich erreicht habe, dass ich jetzt dem Kader angehöre.

Haben die Erfolge dich verändert?

Ich würde sagen, dass ich noch immer der gleiche Kjell wie vor einem Jahr bin. Aber die Erfolge haben mir für den Sport sehr viel Selbstbewusstsein gegeben.

Bei den vielen Erfolgen, weißt du noch, wie sich verlieren anfühlt?

Klar. Ich habe mit Schwimmen im Alter von sechs Jahren begonnen. Seitdem habe ich im Schwimmen sehr wenig gewonnen, sieht man mal von Titeln bei Berliner Meisterschaften ab. Je älter ich geworden bin, desto schwieriger war es, mit der Entwicklung der Konkurrenz Schritt zu halten. Irgendwann habe ich die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften nicht mehr gepackt. Das wurmte.

Schwimmen ist schon immer meine große Liebe. Mir ist es wichtig, mich mit anderen zu messen. Das macht für mich den Reiz des Sports aus. Daher waren die letzten Jahre als Schwimmer nicht leicht für mich.

Warum bist du zum Triathlon gewechselt?

Ich wollte das Schwimmen nicht ganz aufgeben, dafür habe ich einfach zu viel Spaß daran. Während des ersten Corona-Lockdowns 2020, als die Schwimmbäder geschlossen waren, habe ich das Laufen für mich entdeckt. Es hat sogar ein bisschen Spaß gemacht. Und mein Vater hat mich eh schon seit Jahren versucht, zu überreden, mal bei einem Triathlon zu starten. Im Sommer 2022 war es dann soweit.

2023 bist du sogar noch bei einem Junioren-Europacup (31ter im slowenischen Bled) gestartet, für die anstehende Saison sind nun die Junioren-EM und –WM deine Ziele.

Es wäre super, wenn mir die Qualifikation gelingt. Aber ich sehe es eher als Kann- denn als Muss-Ziel. Ich habe 2023, in meiner ersten richtigen Triathlon-Saison, nicht erwartet, so viel zu erreichen. Daher bin ich nicht enttäuscht, wenn ich in meiner zweiten Triathlon-Saison nicht gleich dabei bin.