"Ich dachte: Warum eigentlich nicht? Und habe mir die Nägel grün lackieren lassen"

Jaspar Ortfeld (Landesverband Saarland) hat sich dieses Jahr etwas überraschend für die Junioren-WM qualifiziert und belegte dort Rang 42. Ein Gespräch über grüne Fingernägel, einen extrem guten Tag und eine Reise ans andere Ende der Welt. 

Jaspar Ortfeld
Jaspar Ortfeld
Ich bin ins Ziel gekommen und konnte es erst einmal nicht realisieren
Jaspar Ortfeld

Jaspar, du hattest bei der DM in Jena grünlackierte Fingernägel. Wie kam es dazu? 

Bei der Nachwuchs-DM 2018 haben wir das als Athlet*innen der Schleswig-Holsteinischen Triathlon-Union schon einmal gemacht. Wir haben die Nägel damals blau-weiß-rot lackiert. Am Abend vor der DM in Jena war ich zufällig bei Noelle (Werner, Anm. d. Red.) im Zimmer, um etwas zu holen. Sie hat sich gerade die Nägel grün lackiert. Da dachte ich: Warum eigentlich nicht? Ich habe mir von ihr dann die Nägel lackieren lassen. 

Glück hat es auf jeden Fall gebracht. Wie waren die Rückmeldungen? 

Es gab gefühlt niemanden, der sich nicht dazu geäußert hat (lacht). Es gab Leute, die meinte, dass es eine coole Aktion ist. Und andere, die es nicht so toll fanden. 

Vor den Deutschen Meisterschaften hatten dich nicht viele auf dem Zettel im Kampf um die Tickets für die Junioren-Weltmeisterschaften. Hast du von einer Teilnahme an der Junioren-WM geträumt? 

Vor dem Wettkampf in Schongau (die DM in Schongau musste nach mehreren Stürzen abgebrochen werden, es konnte nur das Rennen der männlichen Jugend B gewertet werden, Anm. d. Red.) habe ich nicht davon geträumt. Dafür war die Radstrecke für mich als eher schweren Athleten nicht passend genug. Ich wusste, wenn ich in Jena gut schwimme, die Radgruppen zusammenfahren und ich einen extrem guten Tag habe, würde es vorne eng werden. 

Wann hast du gemerkt, dass du einen extrem guten Tag hast? 

Am Ende der Radstrecke. Ich wusste, dass ich auf der Laufstrecke gleich vorne dabei sein muss, ansonsten würde es zu viel Kraft kosten, nach vorne zu laufen. Als ich dann nach der ersten Laufrunde (von vier, Anm. d. Red.) noch an Töppi (Justus Töpper, Anm. d. Red.) dran war, wusste ich, es kann etwas werden. 

Und dann warst du als Dritter hinter Henry Graf und Justus Töpper im Ziel und plötzlich JWM-Teilnehmer. 

Ich bin ins Ziel gekommen und konnte es erst einmal nicht realisieren. Meine Teamkameraden, Trainer, Eltern, alle sind auf mich zugestürmt und haben sich gefreut. Micha (Zimmer, sein Trainer, Anm. d. Red.) hat gleich in der Schule angerufen, um mich für das Vorbereitungstrainingslager für die WM freizustellen. Das war alles erst einmal sehr unreal. 

Die Heimfahrt war dann die reinste Party. Im Trainingslager (dieses begann zwei Tage nach der DM, Anm. d. Red.) habe ich es dann langsam realisiert.  

Die JWM sollte eigentlich auf den Bermudas stattfinden, wurde wegen hoher Coronazahlen vor Ort abgesagt. Hattest du bis zur Festlegung eines neuen Austragungsortes Angst, dass sich dein WM-Traum in Luft auflöst? 

Thomas (Moeller, Bundestrainer Nachwuchs, Anm. d. Red.) war sehr überzeugt, dass es einen Ersatzausrichter geben wird. Daher war ich auch optimistisch. Aber es gab natürlich schon mal Momente, wo ich dachte, warum ausgerechnet jetzt? 

Wie hast du deine erste internationale Meisterschaft wahrgenommen? 

Die WM in Quarteira war noch einmal deutlich größer als zum Beispiel ein Rennen des DTU-Jugendcups. Jeder Athlet wurde aufgerufen und hat seinen Startplatz aussuchen dürfen. Das Rennen lief leider nur bedingt gut. Ich habe zwar den Anschluss an die große Radgruppe geschafft. Dann gab es vor mir einen Sturz und ich habe den Anschluss wieder verloren. Das war ärgerlich, aber das ist Triathlon. Mit Rang 42 bin ich bedingt zufrieden. Es war auf jeden Fall eine großartige Erfahrung. 

2020 hast du einen Schüleraustausch in Neuseeland gemacht. Mit welchen Erfahrungen? 

Es ist ein wunderschönes Land, ich habe tolle Menschen kennengelernt und konnte mein Englisch verbessern. Ich finde das Schulsystem dort gut, weil es – wie auch in den USA und in England – deutlich einfacher ist, Spitzensport und die Schule zu verbinden.