Jule Behrens: "Ich hatte mir das nie erträumt"

Jule Behrens ist in Kitzbühel zweifache Junioren-Europameisterin geworden. Wir haben uns mit der Darmstädterin darüber unterhalten, warum sie nach dem Einzeltitel vier Stunden Zeit hatte, alle Glückwunschnachrichten zu beantworten, warum es während des Mixed-Relay-Wettkampfes in der Wechselzone richtig spannend zuging und warum sie sich jetzt keine (Wettkampf-)Pause gönnt.

Jule Behrens
Vor der EM war es ein Traum, zur WM zu fahren. Es bedeutet mir viel, dass ich das geschafft habe.
Jule Behrens

Du fährst gerade zusammen mit einigen anderen deutschen Athlet*innen zurück nach Deutschland. Herrscht Partystimmung nach dem erfolgreichen Wochenende?

(lacht) Wir haben alle am Sonntag nach dem letzten Wettkampf gefeiert, dadurch sind wir alle so müde und schlafen eigentlich die ganze Zeit.

Wie geht es deinen beiden Medaillen?

Sehr gut.

Hast du sie in der Nacht auf Montag mit ins Bett genommen?

Nein, ich hänge nicht so an Materiellem. Sie haben auf dem Tisch gelegen. Ich habe sie nicht besonders, aber gut behandelt (lacht).

Aber stolz darauf, sie zu haben, bist du?

Auf jeden Fall.

Hast du vor den Titelkämpfen damit geliebäugelt, dich in Kitzbühel zur zweifachen Europameisterin aufzuschwingen?

Nein, mit solch einer Einstellung bin ich nicht in das Rennen gegangen. Mein Ziel war es, das Finale zu erreichen.

Dann hast du deinen Halbfinallauf gewonnen.

Es lief entspannter als ich gedacht habe.

Kamen danach nicht so leise Medaillen-Hoffnungen auf?

Ich wusste, dass ich eine gute Form habe. Ein Top-Ten-Ergebnis habe ich mir gewünscht, aber ich hätte nie gedacht, dass es für eine Medaille reichen kann.

Es war auch kein perfektes Rennen von dir.

Das Schwimmen lief nicht so gut, ich hatte nach dem ersten Wechsel Rückstand auf die Spitzengruppe. Diesen konnten wir zufahren und beim Laufen war ich ziemlich schnell vorne.

Wann wusstest du, es wird der Titel?

In der zweiten Laufrunde hatte ich plötzlich 20 Meter Vorsprung. Ich dachte: Wow, das kann für eine Medaille reichen. Aber ich wusste auch, dass immer noch Athletinnen von hinten kommen können. Erst kurz vor der Ziellinie habe ich realisiert, dass ich Europameisterin werde.

Wie war die Gefühlslage in diesem Moment?

Unglaublich. Ich hatte mir das nie erträumt. Es war ein schöner Moment, sehr emotional.

Wie viele Glückwunschnachrichten hast du bekommen?

Ich war vier Stunden bei der Dopingkontrolle. In dieser Zeit habe ich zwar nicht alle Nachrichten beantworten können, aber die meisten.

Am Tag darauf folgte dann schon der Mixed-Relay-Wettbewerb. Konntest du abends abschalten und gut einschlafen?

Ich war abends ziemlich fertig und bin schnell eingeschlafen. Ich wusste, ich darf nicht so viel an das Rennen am Sonntag denken, ansonsten kann ich nicht einschlafen. Und es war ja wichtig, dass ich mich gut erhole.

Das scheint geklappt zu haben. Ein paar Stunden später gab es den zweiten EM-Titel.

Es war alles sehr aufregend. Wir waren die ganze Zeit vorne dabei und als Henry (Graf, Anm. d. Red.) als letzter Athlet auf die Strecke gegangen ist, dachten wir, es kann etwas werden.

Dabei hatte Henry ja mit dem einen oder anderen Aufreger zu kämpfen.

Ihm ist vorher schon der Rahmen vom Rad gebrochen, sodass er mit einem Ersatzrad unterwegs war. Von diesem ist ihm dann in der Wechselzone ein Reifen geplatzt. Während Julia (die erste deutsche Athletin, Anm. d. Red.) schon auf der Strecke war, hat Henry das in Ordnung gebracht. Wir haben dann gehofft, dass sein Rad hält. Als er dem Franzosen auf der zweiten Radrunde weggefahren ist, war die Freude natürlich groß.

Für dich geht es nun gleich weiter mit dem Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Potsdam am kommenden Sonntag, dann folgen noch Rennen des DTU-Jugendcups.

Ich mache den Sport, weil ich Wettkämpfe liebe. Ich freue mich auf die Rennen.

Nach den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften im Schongau Mitte Juli gibt es dann aber erst einmal eine Wettkampfpause. Schließlich folgt für dich noch die Junioren-WM im Oktober, für die du dich durch die starke Leistung im EM-Einzelrennen qualifiziert hast.

Vor der EM war es ein Traum, zur WM zu fahren. Es bedeutet mir viel, dass ich das geschafft habe.