Valentin Wernz: "Meine Mama hat mir die Frage noch nicht gestellt"

Valentin Wernz ist einer der fünf deutschen Athleten, der sich das zweite Olympia-Ticket neben dem bereits qualifizierten Jonas Schomburg sichern kann. Wir haben mit ihm vor seinem ersten Wettkampf der Saison, dem Europacuprennen in Caorle (Italien) am Samstag, über Trainingskollegen und zugleich Wettkampfkonkurrenten, Absprachen und Geheimnisse sowie Standartfragen und Standartantworten gesprochen.

Valentin Wernz
Wenn ich am Start stehe, will ich sagen können, dass sich alles versucht habe, um mir den Olympiaplatz zu sichern.
Valentin Wernz

Valentin, am Samstag steht der erste Wettkampf der Saison an. Wie groß ist die Vorfreude?

Sehr groß. Ich habe den Winter über hart trainiert, hatte über ein halbes Jahr keinen Wettkampf. Ich freue mich, dass es jetzt los geht und bin gespannt, wie meine Form ist.

Ist so ein erster Wettkampf in der Saison auch immer ein bisschen wie ein Blick in eine Glaskugel?

Ich weiß natürlich, was ich trainiert habe, was ich drauf habe, bin entsprechend zuversichtlich. Aber Training ist noch mal etwas anders als ein Wettkampf.

Ist die Anspannung vor dem ersten Saisonwettkampf immer besonders groß?

Aktuell bin ich schon etwas angespannt, aber eher, weil Kienbaum immer näher rückt.

In Kienbaum wird am 26. Mai in einem internen deutschen Qualifikationswettkampf pro Geschlecht ein weiteres Olympia-Ticket vergeben. Wie oft denkst du derzeit an den Wettkampf?

(lacht) Ziemlich oft, teilweise zu oft. Es dreht sich derzeit einfach sehr viel um diesen Wettkampf, es ist das alles bestimmende Thema.

Auch ist noch nicht alles bereit, es gibt noch ein paar Dinge, die ich optimieren möchte, vor allem, was das Material betrifft. Da bestelle ich viel, experimentiere noch ein bisschen.

Du versuchst also, an jeder möglichen Stellschraube zu drehen.

Wenn ich am Start stehe, will ich sagen können, dass sich alles versucht habe, um mir den Olympiaplatz zu sichern.

Mit einem Teil deiner Konkurrenten trainierst du jeden Tag. Sprecht ihr euch ab?

Was die groben Sachen betrifft, schon. Beim Radauflieger haben Tim (Hellwig, Anm. d. Red.), Tyler (Jonas Breinlinger, Anm. d. Red.) und ich uns viel abgestimmt, wir werden ja alle drei von Canyon unterstützt. Wenn es ins Detail geht, macht aber jeder sein Ding. Und da werde ich jetzt hier sicherlich auch nicht alles verraten (lacht).

Wie fühlt es sich an, mit Leuten, mit denen du täglich trainierst, um einen Olympia-Startplatz zu kämpfen?

Schon etwas komisch. Mit Tim und Tyler trainiere ich mehrmals am Tag zusammen, Justus (Nieschlag, Anm. d. Red.) ist oft beim Schwimmen dabei, Lasse (Lührs, Anm. d. Red.) kenne ich auch schon lange. Von außen betrachtet, ist es aber jetzt schon cool zu wissen, dass einer von uns fünf in Tokio dabei sein wird.

Was würde es dir bedeuten, in Tokio dabei zu sein?

Auf so eine Standartfrage bekommst du jetzt eine Standartantwort.

Da bin ich gespannt.

(lacht) Olympia ist das Ziel für jede*n Sportler*in. Auch wenn es coronabedingt andere Olympische Spiele sein werden, wird es eine krasse Erfahrung sein, dort am Start zu sein.

Versuchen wir es anders. Was würdest du deiner Mutter antworten, wenn sie dir diese Frage stellt?

(lacht) Sie hat mir diese Frage noch nicht gestellt.

Gab es Wettkämpfe in deiner Karriere, denen du einen ähnlich hohen Stellenwert wie Olympia einräumst?

Mein erstes WTS-Rennen war etwas sehr Besonderes. Und die WTS-Rennen in Hamburg. Es war lange ein Ziel von mir, dort zu starten. Aber Olympia steht natürlich über allem.

Bevor es um das Olympia-Ticket geht, geht es für dich nun erst mal nach Italien zum Europacup. Mit welchen Zielen trittst du in Caorle an?

Beat your number.

Vermutlich ist das Rennen auch ein guter Test für Kienbaum?

Genau, es ist eine gute Generalprobe. Gerne wäre ich beim WTS Rennen in Yokohama gestartet, aber eine Olympische Distanz in einer ganz anderen Zeitzone, zehn Tage vor Kienbaum ist nicht optimal. Von daher ist der Europacup in Caorle perfekt, den Motor nochmal durchzublasen und das Material unter Wettkampfbedingungen zu testen.

2020 liefen die wenigen Wettkämpfe, die coronabedingt möglich waren, nicht nach deinem Wunsch.

Im Nachhinein hatten die Verletzungen einen größeren Einfluss auf die Rennergebnisse, als ich es damals wahrhaben wollte. Ich hatte im Frühsommer einen Radsturz und deswegen recht lange Schulter- und Hüftprobleme, konnte drei Wochen nicht laufen. Körperlich war ich so fit wie noch nie, nur in Platzierungen konnte ich es nicht umsetzen. 2020 war aber trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade im Laufen habe ich noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht.