Mein Lieblings-Triathlonfoto: Eric Diener

Bei meinen Eltern im Wohnzimmer hängt ein Foto, das meinen Vater beim Klettern am El Capitan, einem markanten Felsvorsprung im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien, zeigt. Dieses Foto hat mich schon immer fasziniert, dieser Ort mich angelockt. Schon seit Jahren träume ich von einer Radtour durch die USA. Mit einem Stopp am El Capitan. Ich möchte den Ort mal live sehen, an dem das Foto entstand, das bei uns im Wohnzimmer hängt.

Eric Diener im Ziel in Grimma
Im Ziel fiel ich meinem Trainer Wolfram Bott in die Arme. Es war so ein befreiender und befriedender Moment. Wolfram rief mir zu: „Ist dir eigentlich klar, dass du nun nicht in die USA fliegen wirst?“

Bei meinen Eltern im Wohnzimmer hängt ein Foto, das meinen Vater beim Klettern am El Capitan, einem markanten Felsvorsprung im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien, zeigt. Dieses Foto hat mich schon immer fasziniert, dieser Ort mich angelockt. Schon seit Jahren träume ich von einer Radtour durch die USA. Mit einem Stopp am El Capitan. Ich möchte den Ort mal live sehen, an dem das Foto entstand, das bei uns im Wohnzimmer hängt.

Im Sommer 2019, ich hatte das Abitur abgelegt und war volljährig, war es so weit – dachte ich zumindest. Ich plante für den August eine vierwöchige Radtour durch die USA. Ich hatte bereits einen Gepäckträger für mein Rad gekauft. Flugtickets besaß ich auch schon. Vorher wollte ich noch zwei Wettkämpfe absolvieren. Die Deutschen Jugendmeisterschaften in Grimma und das Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Berlin, zugleich die nationalen Titelkämpfe der Elite über die Sprintdistanz.

Es würden altersbedingt meine letzten Deutschen Nachwuchs-Meisterschaften werden. Bislang war ich mal 14. gewesen. Zu mehr hatte es nicht gereicht. Leider. Nun wünschte ich mir eine Top-Ten-Platzierung. Sozusagen als versöhnlichen Abschluss mit diesen Titelkämpfen, die nie meine waren. Zumindest bislang.

Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2019 in Grimma sollte sich das ändern. Als es auf die Laufstrecke ging, setzte sich Simon Henseleit sofort ab. Ich übernahm zusammen mit Alexander Kull die Verfolgung. Auf dem letzten Kilometer konnte ich noch einmal zulegen und lief so auf dem zweiten Platz in das Ziel. Es war das mit Abstand beste Rennen meiner bisherigen Karriere.

Im Ziel fiel ich meinem Trainer Wolfram Bott in die Arme. Es war so ein befreiender und befriedender Moment. Wolfram rief mir zu: „Ist dir eigentlich klar, dass du nun nicht in die USA fliegen wirst?“

Erst in diesem Moment wurde mir klar: Ich hatte nicht nur den zweiten Platz bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften belegt. Ich hatte mich auch für die Junioren-Weltmeisterschaften in Lausanne qualifiziert. Anstatt im August in die USA zu fliegen, würde ich mich in zwei Trainingslagern auf meine ersten internationalen Titelkämpfe vorbereiten.

Ich glaubte zu wissen, dass es in Grimma noch um zwei Startplätze für die Junioren-WM gehen würde. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht. Ich hatte mich damit nicht wirklich beschäftigt, weil ich meine Chancen als nicht besonders hoch eingeschätzt hatte. Wenn ich alleine einen lockeren Dauerlauf gemacht habe, habe ich mir manchmal vorgestellt, wie es ist, zu dritt auf die Laufstrecke zu gehen und um die Medaillen zu kämpfen. Aber Träume sind das eine. Die Realität das andere. Für besonders realistisch hielt ich meine Medaillen-Träume jedenfalls nicht. Umso cooler war es natürlich, dass diese doch wahr wurden.

Bei der WM bin ich dann überraschend Neunter geworden. Nach dem Rennen kam meine Mutter auf mich zu und meinte, dann müssen sie ja jetzt die Kosten für das (nicht genutzte) Flugticket in die USA übernehmen. Ich hatte ganz vergessen, dass sie mir im Vorfeld versprochen hatte, den Flug zu zahlen, sollte ich eine Top-Ten-Platzierung schaffen. Für mich war das natürlich ein toller Bonus.

Natürlich wäre ich im Sommer 2019 gerne vier Wochen durch die USA geradelt. Aber die WM war ein so cooles, so großes Erlebnis. Das war es wert, auf die Reise zu verzichten. Und ich bin mir sicher, dass ich die Radtour irgendwann noch nachholen und den El Capitan mal live sehen kann. Solange muss ich mich noch mit dem Foto im Wohnzimmer meiner Eltern begnügen.